Lernen Sie die Menschen hinter Ihrer Kleidung kennen

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Suritex von Gregor Brenner

Suritex ist ein kleines peruanisches Unternehmen mit Sitz in Concepción, Junín. Gregor Brenner, dessen Großeltern vor vielen Jahrzehnten als Bauern nach Peru auswanderten, ist ein Genie, wenn es um Wolltechnologie geht.

Sein umfangreiches Wissen wendete er in seiner Werkstatt an, wo er und sein Team daran arbeiten, ein kleines Unternehmen aufzubauen, das hinsichtlich Qualität und Preis mit den großen Industrieunternehmen konkurrieren kann.

Suritex ist aus zwei Gründen ein wichtiger Partner. Erstens ist das Unternehmen auf gutem Wege, das vielleicht erste Kleinunternehmen in Peru zu werden, das Garn in Industriequalität herstellen kann. Zweitens arbeitet das Unternehmen daran, die Alpaqueros (Alpaka-Hirten) der Region in einer Kooperative zu vereinen und so die Verhandlungsmacht dieser am stärksten ausgebeuteten Gruppe in der Alpaka-Textil-Wertschöpfungskette zu stärken.

Schauen wir uns an, was das bedeutet.

Garn in Industriequalität

Derzeit kauft Gregor sein Garn bei Grossproduzenten und webt es in seiner Werkstatt zu Schals, Ponchos und anderen Produkten. Die industrielle Garnproduktion kann die Qualität durch verschiedene Schritte verbessern, vor allem aber im Spinnprozess, wo Maschinen feinste Fäden produzieren können. Bei handgesponnenem Garn „ist das Feinste, was wir erreichen können, 200 Meter pro 100 Gramm“, sagt Karina Ponce, ehemalige Betriebsleiterin bei MILLMA & QAYTU. Gregor hingegen verwendet Garne mit bis zu 6'000 m pro 100 g, und 2'400 m bis 2'800 m für unsere Schals. Zudem ist handgesponnene Wolle ungleichmäßiger, was die Verarbeitung mit Strickmaschinen erschwert.

Die intuitive Lösung hierfür ist der Bau einer eigenen Garnwerkstatt. Dies ist jedoch eine enorme Investition, da die Kosten für alle Produktionsschritte schnell in die Hunderttausende steigen können. Dies stellt eine große Herausforderung für jedes kleine Unternehmen dar, das sein eigenes Garn in Industriequalität herstellen möchte.

Eine Riesenaufgabe - doch Gregor steht kurz vor der Vollendung. Nach jahrelanger Planung, dem Erwerb alter Maschinen und deren Instandsetzung steht er kurz davor, den Garnherstellungsprozess bei Suritex zu internalisieren. Dadurch könnten sie die großen Player umgehen und Wolle direkt von den Alpaqueros kaufen, was ihnen eine bessere Alternative zu den dominanten Akteuren auf dem Markt bieten würde.

Dies ist einer der wichtigsten Schritte zur Verbesserung des Einkommens der Alpaqueros.

Alpaquero-Genossenschaften

Neben seinen Bemühungen, die Garnproduktion zu internalisieren, unterstützt Gregor Alpaka-Hirtinnen in der Region bei der Gründung einer Genossenschaft. Dies ist eine Rechtsform, die es ihnen ermöglicht, gemeinsam bessere Preise auszuhandeln. In diesem Rahmen wird es für sie auch einfacher, gemeinsam Ausrüstung zu kaufen.

Laut Gregor haben beispielsweise viele Alpaqueros eine Schermaschine zu einem überhöhten Preis gekauft, den ein lokaler Wiederverkäufer angeboten hat. Der Händler hat ihre Unkenntnis über den Marktpreis eines solchen Geräts ausgenutzt. Durch eine Genossenschaft können sie gemeinsam eine viel kleinere Anzahl von Maschinen zu einem besseren Preis kaufen und diese Maschinen innerhalb der Genossenschaft teilen. Dies liegt daran, dass die Genossenschaft eine gemeinsame Rechtsgemeinschaft ist. Sie schafft Vertrauen unter ihren Mitgliedern, die solchen Kooperationen sonst skeptisch gegenüberstehen würden.

Darüber hinaus möchte Gregor die genetische Qualität der Herden verbessern. Die Alpakazucht ist ein schwieriger Prozess, da sie nicht künstlich durchgeführt werden kann. Das ist gut für die Tiere, denn so müssen die Züchter eine Umgebung schaffen, in der sich die Tiere wohlfühlen, um sie zur Fortpflanzung ermutigen, statt diese zu erzwingen.

Gregors Plan ist es, eine Herde mit hochwertigen Genen zu haben, welche hochwertige Wolle produziert. Mit dieser Herde will er dann die Genetik der Herden der Mitglieder der Kooperative verbessern. Hochwertigere Wolle wiederum würde das Einkommen des Alpaquero weiter steigern.

Kurzgesagt setzt Gregor alles daran, die lokale Alpaka-Textil-Wertschöpfungskette zu verbessern. Davon profitiert nicht nur Suritex, sondern auch die Alpaqueras, mit denen er zusammenarbeiten möchte. Zwar ist dies nicht der romantische, handgemachte Ansatz, den andere verfolgen, aber er führt zu wettbewerbsfähigeren Produkten. Diese sind auch für weniger wohlhabende Kunden erschwinglich und können so eine große Wirkung erzielen.

Foto: unser Besuch bei Gregor und Raquel, die gemeinsam Suritex führen

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